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Mein Mann Martin trommelt rhythmisch mit den Zeigefingern auf die Kante unseres Esstisches. Ich steige mit ein, schlage mit einem Teelöffel auf ein halbvolles Glas Orangesaft. Unsere Jungs, Tom und Lukas, tänzeln lachend an den gedeckten Frühstückstisch. An diesem Samstagvormittag ist die Vorfreude groß. Denn in Bremen steigt heute der Samba-Karneval. Und wir können es kaum erwarten, uns – gemeinsam mit unseren Freunden aus der Gartenstadt Werdersee – ins bunte Getümmel zu stürzen.

Gestärkt schmeißen wir uns unsere dicken Winterjacken über. Dann machen wir uns mit unseren Fahrrädern auf den Weg zum Werdersee, der sich gleich um die Ecke unseres neuen Zuhauses befindet. Hier ist der Treffpunkt der Gartenstadt-Truppe. Viele unserer Nachbarn sind bereits da, darunter Simone und Dennis mit dem kleinen Hugo, Cigdem und Kalle sowie Lena mit Töchterchen Cynthia. Als wir vollzählig sind, radeln wir los: direkt am Werdersee und der Kleinen Weser entlang bis in die nahegelegene Innenstadt. Schon als wir die Wilhelm-Kaisen-Brücke überqueren, trägt uns der Wind die ersten Klangfetzen der Samba-Sause entgegen.

Von nun an ist die Stadt im Zuckerhut-Modus. Jede Menge gut gelaunte Menschen strömen mit uns in Richtung Marktplatz. Insgesamt machen sich Jahr für Jahr über 40 000 Menschen auf den Weg nach Bremen, um im hohen Norden zu feiern, wie in Rio de Janeiro. Und das mitten im Winter.

Auf dem Marktplatz angekommen, beginnt um Punkt zwölf Uhr auch schon die Eröffnungsinszenierung. Doch der pünktliche Startschuss ist heute das einzige, was typisch deutsch gehandhabt wird. Was folgt, ist eine ausgelassene Party mit etlichen Samba-Formationen, herumwirbelnden Tänzern, farbenfrohen Masken, Stelzenläufern und Zuschauern, wie uns, die das Tanzbein zu südamerikanischen Rhythmen schwingen. Nur der Roland scheint von oben – hüftsteif und mit spitzen Knien – das „un-bremische“ Treiben ein wenig kritisch zu beäugen.

Nachdem wir uns warmgetanzt haben, begleiten wir den Umzug noch eine Zeit lang. Für etliche Samba-Fans wird es heute eine lange Nacht ganz im Zeichen des Zweivierteltakts. Doch nicht für uns. Als unsere kleinen „Crianças“ langsam müde werden, machen wir uns alle zusammen auf den kurzen Heimweg in die Gartenstadt Werdersee – unserem ruhigen Zuhause in der Nähe der City.

So war es im letzten Jahr beim Samba-Karneval: Gartenstadt und Rio liegen an der Weser